NECROTUS
Molitor

© Darkwulf

Hinweis: Die Ereignisse in dem nachfolgendem Werk sind rein fiktiv. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen und Ereignissen wären rein zufällig. Orte der Geschehnisse wurden rein namentlich eingebunden und deren Angaben sind ebenfalls fiktiver Natur. Hier genannte Technik ist ebenfalls betroffen, so wie Unternehmen und Regierungsstrukturen.

-NECROTUS-

Die Blätter der knorrigen Buchen fielen fast lautlos zu Boden, der unter einem dichten Tuch aus Nebel lag. Ein Wirrwarr aus verknoteten Pflanzensträngen lugte manchmal daraus hervor und von ihnen gehalten war dort ein Spinnennetz gespannt, in dem sich eine unvorsichtige Fliege befand und sich trotz ihrer Flügelschläge nicht befreien konnte. Immer mehr von den klebrigen Spinnenfäden erfassten ihren Körper und so wurde sie immer mehr an das dichte Netz gedrückt.

Nach einiger Zeit bewegte sie sich kaum noch vor Erschöpfung und gab sich ihrem Schicksal hin. Schon näherte sich eine Kreuzspinne, die hungrig auf ihr Opfer zukroch. Es hatten sich auch Tautropfen in dem kunstfertig erstellten Gebilde verfangen und reflektierten ein fahles Licht, das von oben auf sie fiel. Es schien leicht silbern und stammte von einem am Himmel stehendem Vollmond. Klägliche Laute klangen aus dem riesigen Waldgebiet, die niemand hören würde. Diese schienen sich in der Weitläufigkeit zu verlieren, so dass man nur sehr schwer ausmachen konnte woher diese stammten. An jenem Ort war an einem Käfer zermartertem Baumstumpf eine gepeinigte Person, deren Aussehen man nur noch erahnen konnte angekettet. Der Mensch schrie immer noch, war jedoch am Ende seiner Kräfte und seine Kehle schon heiser. Die Haut war fast schwarz und von Blasen übersät, die stark nässten. Ab und zu spuckte er auf den blutgetränkten, lehmigen Untergrund, der stark aufgewühlt war. Immer wieder hatte er vergeblich versucht sich los zu reißen. Dabei hatte er sich die Handgelenke blutig gescheuert und rostiger Dreck war in die ohnehin schmerzhaften Wunden gelangt und brannte.

Da war wieder dieses helle Licht, das im Wald vor ihm auf blitzte. Tränend nahm er dies war und das Flackern raubte ihm fast das letzte was von seinem Verstand übrig geblieben war. Dann wieder das schrille Sirren, das in den Ohren wehtat und das laute Rascheln aus derselben Richtung. Wieder sah er diese dünnen Körper die sich ihm näherten und dies nur langsam. Er blickte mit geweiteten Augen zu Ihnen, konnte jedoch nur ihre Umrisse sehen. Eins der Wesen war urplötzlich hinter ihm und er spürte einen zerreißenden Schmerz, der aus seiner rechten Hand schoss. Ihm war wieder eingefallen wer er war, aber es war viel zu spät. Ein herausgerissener Fingernagel landete neben ihm und sank leicht im Boden ein. Er war CIA Agent und wollte diese vermisste Frau finden, deren Spur er hierher verfolgt hatte. Dann drang eine brummende Stimme zu ihm, die direkt neben ihm erzeugt wurde. Kurz drehte er den Kopf und sah auf den Stumpf. Auf seiner kaum noch vorhandenen Rinde hatte sich ein Gesicht gebildet, das seinen unnatürlich lang gezogenen Mund öffnete und ihm entgegen hauchte ,,Du bist mein !´´ ,,Neiiiiiiiiiiiiiin.´´






Die Hütte, die einen Schaukelstuhl beherbergte, lagt halb verfallen da und aus ihr strömte ein schwefeliger Geruch. Die Pflanzenwelt hatte sich diesem Ort kaum genähert. Seit mehreren Jahrhunderten war hier schon Niemand mehr gewesen. Niemanden zog es an diesen Ort außer eine teils verwilderten Kreatur die sich dahin schleppte. Ihr verlängerter Finger glomm in der Nacht und er konnte ohne jede Berührung die Steinplatte, die sich im Inneren der Hütte befand bewegen. Als diese zu Seite glitt, stiegen Adern ähnliche Stränge aus der Öffnung hervor, die in den Hals der Bestie krochen und sich um sie schlangen und in diese mit sich schleiften.

Dann schloss sich die Platte krachend und in der Ferne drang Wolfsgeheul durch die Dunkelheit, die noch sehr viel verbarg und schützte. Auch die auf dem schroffen Felsen gelegene Feste. Dort spähte ein in schwarze Gewänder Gekleideter in die Nacht hinaus. Er liebte sie abgöttisch und hatte sich mit ihr verbunden. Seit etwa zehn tausend Jahren war es so. Endlich hatte er sich einen neuen Körper aus der Daseinswelt entrissen, der ihm dienen würde. Mit ihm konnte er endlich seine weiteren Pläne verfolgen, die manchmal ins Stocken geraten waren. Er würde nochmals an den Ort zurückkehren, der sich in Deutschland befand und bis auf wenige Ereignisse ruhig war. Dort hatte er die Ereigniskette in Gang gesetzt und würde tun was zu tun sei. Den er stand über dem Tod, der jegliches Leben heimsuchte und auslöschte. Er hatte ihn schon fast besiegt. Er hatte seine gesamten Forschungen auf dieses Ziel ausgerichtet und würde es eines Tages erreichen.

Der Himmel war so klar wie schon lange nicht mehr. Ab und an zuckten Feuerbälle binnen weniger Sekunden über das Firmament, die grün leuchteten. Die Erde war noch feucht und so war es dem Gärtner ein leichtes die Samen einzusetzen. An seiner Schaufel klebte jetzt die rote Flüssigkeit immer mehr und so musste er sie abklopfen. Dadurch fielen immer wieder große Klumpen neben das eben ausgehobene Loch. Aus diesem hörte man ein leises Krachen und dann etwas nicht sichtbares das heulte und scharrte. Der Samen war gesetzt und das Loch wieder geschlossen. Befriedigt steckte er sich eine Zigarette an und sog den wohltuenden Rauch in seine Lungen. Er hustete kurz und erbrach sich. Platschend landete ein dunkler Klumpen vor ihm und pulsierte vor sich hin. Nach einer Weile schlurfte der Pflanzer über knackende Schädelreste und dann über die schwarzen Pflastersteine zur Ruine hin, wo sein Heim war.

Er schritt vorüber an einer nur noch erahnbaren Umfriedung und einem zusammengestürztem Bergfried. Bald ließ er auch den Rundbogen hinter sich, der zum einstigen Tor gehörte und stark befestigt war. Er hatte selbst dem damals schweren Katapultbeschuss standgehalten jedoch nicht dem Zahn der Zeit. Das vor ihm liegende Trümmerfeld wies darauf hin, dass hier einst eine starke Befestigungsanlage gestanden haben mochte. Jetzt erreichte er den Friedhof, der von Schutt umgeben war und nur einen kleinen Bereich einnahm. Verwitterte Steine mit unbekannten Namen und rostige Stäbe aus dem Boden umgaben ihn. Dieser Ort war nicht vergleichbar mit der Feste seines Meisters in den Wäldern aber er gefiel ihm mehr. Der modrige Geruch der verschütteten Leiber erregte ihn ungemein und es war ihm ein Vergnügen auf dem steinigen Boden zu liegen. Die Steine drückten stark gegen seine Gelenke und Knochen und er fühlte sich durch sie geborgen. Morgen würde er wieder mit dem alten Wagen zum Beobachtungspunkt fahren. Er brauchte wieder ein wenig Abwechslung nach getaner Arbeit.

Das Wasser brodelte und kochte dahin. Die Dämpfe waren so giftig das jeder der sie einatmen würde innerhalb weniger Minuten ersticken konnte. Dennoch lebten in dieser Quelle Wesen die in der Lage waren sich unsichtbar durch Flüssigkeiten zu bewegen. Sie waren nicht etwa so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge nicht erfassen konnte, nein sie konnten ihre Oberfläche je der Umgebungsfarbe anpassen. Sie waren noch gänzlich unerforscht und man kannte sie auch nur aus Erzählungen, die nur wenige noch kannten. So wie auch eine kleine eingeschworene Gruppe von Personen, die in Darkstone lebten. Sie waren hier geboren worden und sie würden auch hier sterben. Der Ort war ein kleine, verschlafene Örtlichkeit am Fuße der Rocky – Mountains. Überhaupt hatten hier alle Lebenden etwas auf dem Kerbholz. So auch der Farmer Xafier Benson, der vor einigen Jahren hierher gekommen war um seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Er hatte einen anderen Namen annehmen müssen um seinen Verfolgern vorerst zu entkommen. Er war Halbrumäne, lebte ein wenig außerhalb und war allein. Er baute Weizen an und hasste Baseball. Seine Frau war vor einigen Wochen in den Wäldern entführt worden und auch der Ermittler war verschwunden. Es war ihm egal. Je weniger Personen von ihm wussten, desto besser war es. Er hatte sich all die Jahre sowieso nie viel aus Rose gemacht. Es war eine reine Zweckbeziehung gewesen und er war nun froh, das er sich ihr gegenüber nicht mehr andauernd zu rechtfertigen brauchte. Rose war entzürnt aus dem Wagen gesprungen, als sie eigentlich eine Sonntagsspazierfahrt machen wollten. Dieser kleine Ausflug war allerdings eskaliert. Der Streit war so heftig gewesen, das ihm nichts mehr anderes übrig geblieben war, als sie zu Ohrfeigen.

Er hatte irgendwann Mitleid gehabt, als er die Polizei verständigt hatte. Zuvor hatte er erst einmal die Zeit genutzt die Alkoholvorräte zu leeren, bevor diese noch verderben würden. Benson machte sich gerade ein Sandwich und strich dabei die Butter so fest, dass das Brot leicht zerfiel. Er schleuderte das Messer in die Spüle und riss das Fenster auf. Draußen war es sehr schwül und hier drinnen war es auch fast unerträglich. Sein löchriges, teils vergilbtes Unterhemd spannte sich über seinen Körper und zeigte erste Schweißflecken. Als er gegessen hatte öffnete er die alte Kellertür und hieb krachend auf den Lichtschalter, dessen Plastikverkleidung sehr mitgenommen war. Die Treppe führte tief hinab und die Stufen waren mindestens 60 Jahre alt. Sie bestanden aus Holz und gaben bei jedem Schritt irgendeinen Laut von sich. Aus seiner Jeanstasche kramte er einen verrosteten Schlüssel hervor und öffnete damit das Schloss des Eisengitters, das Fremde aus dem Inneren des Kellers fern hielt. Er aber wollte hinein, hinein in seine Welt, die nur er betreten konnte. Jedes mal wenn er hier unten zu Gange war fühlte er sich von der Welt akzeptiert. Keine störenden Blicke der gaffenden Dörfler und vor allem niemanden mehr der ihn ermahnte leiser zu sein. Jetzt konnte er endlich die neu anbrechende Zeit genießen und sich seinen Trieben voll hingeben. Das Gitter wurde angelehnt und der Süchtige näherte sich dem Inneren. Im Halbdunkel waren Regale mit Gefäßen zu erkennen, die unbeschriftet aber verfärbt waren. Auf einem Tisch an der Wand lagen silbern schimmernde Werkzeuge die er erst kürzlich aus dem Handwerkerlädchen an der Ecke erstanden hatte. Die Investition hatte sich gelohnt, denn seine alten Werkzeugee waren verschlissen und schartig geworden. Er hatte sie vorsichtshalber in den alten Brunnenschacht geworfen, den man nur mit geeigneter Ausrüstung hinabsteigen konnte. Es war sein Lieblingsversteck und würde es auch noch lange bleiben.

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